• Zum Inhalt springen
  • Zur Seitenspalte springen

Selbstständig machen - Das Magazin mit allen Infos für Gründer und Unternehmer

Eine weitere WordPress-Seite

  • Rechtsformen
  • Steuern
  • Förderungen
  • Finanzen
  • Ratgeber

Der Weg zum Immobilien-Investor in Österreich

Der Einstieg in den österreichischen Immobilienmarkt, insbesondere der Erwerb eines Zinshauses zur Vermögensbildung, ist ein unternehmerisches Vorhaben, das weit über den reinen Kauf einer Liegenschaft hinausgeht. Es erfordert eine klare strategische Ausrichtung, ein tiefes Verständnis der lokalen Marktbesonderheiten und vor allem das richtige Mindset. Erfolg in diesem Sektor ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis disziplinierter Planung, sorgfältiger Analyse und strategischer Weitsicht.

Der Grundsatz „Der Gewinn liegt im Einkauf“ als Fundament

Dieser Leitsatz ist das Mantra erfolgreicher Immobilieninvestoren und beschreibt weit mehr als nur die Fähigkeit, einen günstigen Preis zu verhandeln. Im Kern bedeutet es, Objekte zu identifizieren und zu erwerben, deren wahrer Wert unter der Oberfläche verborgen liegt und durch gezielte Maßnahmen gehoben werden kann.

Der strategische Einkauf fokussiert sich auf Immobilien mit einem klaren Wertsteigerungspotenzial. Dazu gehören Objekte mit behebbaren baulichen Mängeln, einem erkennbaren Instandhaltungsstau oder ungenutzten Flächenreserven, wie beispielsweise ausbaufähige Dachgeschosse oder ungenutzte Innenhöfe.1 Ebenso fallen darunter Liegenschaften mit suboptimal strukturierten Mietverträgen, die im rechtlich zulässigen Rahmen optimiert werden können. Der Investor erwirbt die Immobilie also nicht zu ihrem aktuellen, sondern zu einem Preis unter ihrem potenziellen, zukünftigen Marktwert.

Die drei Kernstrategien im Detail

Abhängig von Risikobereitschaft, Kapitalausstattung und Zeithorizont lassen sich drei grundlegende Anlagestrategien unterscheiden:

  • Buy-and-Hold: Dies ist die klassische, eher passive Strategie für den langfristigen Vermögensaufbau. Das Ziel ist es, eine Immobilie zu erwerben und über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte im Bestand zu halten. Der finanzielle Ertrag setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: dem laufenden Cashflow aus den Mieteinnahmen und der langfristigen Wertsteigerung der Immobilie selbst. Ein wesentlicher Mechanismus ist hierbei der Leverage-Effekt: Ein Teil des Kaufpreises wird durch Fremdkapital finanziert, dessen Tilgung über die Mieteinnahmen erfolgt. Nach einer Haltedauer von 15 bis 20 Jahren ist die Immobilie oft weitgehend abbezahlt und generiert einen signifikanten, unbelasteten Ertrag, der ideal zur Altersvorsorge dient.
  • Value-Add: Hierbei handelt es sich um eine aktive Strategie, die auf eine gezielte und oft kurz- bis mittelfristige Wertsteigerung des Objekts abzielt. Der Investor agiert als Entwickler und optimiert die Immobilie auf mehreren Ebenen. Physische Maßnahmen umfassen Sanierungen, Modernisierungen (z.B. der Bäder), die Schaffung neuer Grundrisse oder den Ausbau von Flächen wie dem Dachgeschoss. Ein entscheidender Hebel in Österreich ist zudem die rechtliche Optimierung. Durch die Schaffung neuer Wohneinheiten, beispielsweise durch einen Dachgeschossausbau, können diese in den vorteilhafteren Teilanwendungsbereich des Mietrechtsgesetzes (MRG) fallen, was eine freie Mietzinsvereinbarung ermöglicht und die Ertragskraft des gesamten Hauses signifikant steigert.

Cashflow vs. Wertsteigerung: Die geografische Dimension der Rendite

Die Entscheidung zwischen einem Fokus auf sofortigen Cashflow oder langfristige Wertsteigerung ist in Österreich eng mit der geografischen Lage verknüpft. Es zeigt sich eine klare inverse Beziehung zwischen der Attraktivität einer Lage und der erzielbaren Anfangsrendite.

  • Toplagen (z.B. Wien, Salzburg): Diese Märkte sind durch eine hohe Nachfrage, wirtschaftliche Stabilität und demografisches Wachstum gekennzeichnet, was zu hohen Immobilienpreisen und einer ausgeprägten Wertsicherheit führt. Diese Sicherheit hat jedoch ihren Preis: Die Bruttoanfangsrenditen sind vergleichsweise niedrig und bewegen sich oft in einer Spanne von 1,5 % bis 3,8 %. Speziell bei Wiener Altbauten, die dem Mietrechtsgesetz unterliegen, kann die Nettomietrendite auf das eingesetzte Kapital sogar nur bei rund 3 % liegen. Der strategische Fokus liegt hier eindeutig auf der langfristigen Wertsteigerung des Kapitals.
  • Kleinere Städte & „Under-the-Radar“-Regionen: Standorte wie Graz-Thondorf, Linz-Wambach oder aufstrebende Gemeinden entlang der Pendlerachsen im Burgenland bieten ein anderes Bild. Aufgrund niedrigerer Einstiegspreise sind hier deutlich höhere Bruttoanfangsrenditen von bis zu 6 % erzielbar. Dies ermöglicht einen stärkeren laufenden Cashflow von Beginn an. Diesem Vorteil steht jedoch ein höheres Risiko gegenüber, das sich in potenziellem Leerstand, geringerer Nachfrage und einer weniger stabilen langfristigen Wertentwicklung äußern kann.

Die Schlüsselrolle des österreichischen Mietrechts (MRG)

Kein anderer Faktor prägt den Markt für Zinshäuser in Österreich so stark wie das Mietrechtsgesetz (MRG). Insbesondere bei Altbauten (in der Regel vor 1953 errichtet) ist der Markt kein freier Markt im klassischen Sinne. Während die Kaufpreise von Angebot und Nachfrage bestimmt werden, sind die Mieteinnahmen durch das System der Richtwertmiete gesetzlich gedeckelt. Dies führt zu einer besonderen Marktdynamik: Der Hebel zur Steigerung der Profitabilität liegt weniger in der Anpassung an eine hypothetische Marktmiete, sondern vielmehr in der rechtlichen und baulichen Optimierung des Objekts. Ein tiefes Verständnis der Unterschiede zwischen Vollanwendung (strenge Regulierung), Teilanwendung (z.B. bei Neubauten oder Dachgeschossausbauten, wo der Mietzins frei vereinbar ist) und der Vollausnahme (z.B. bei Ein- und Zweifamilienhäusern) ist daher für jeden Investor in Österreich von existenzieller Bedeutung. Der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie geschickt man sich in diesem regulatorischen Rahmen bewegt.

Spielplan für den Objekterwerb

Der Erwerb eines Zinshauses ist ein strukturierter Prozess, der eine systematische Vorgehensweise erfordert. Von der ersten Suche bis zur Vertragsunterzeichnung muss jeder Schritt sorgfältig geplant und ausgeführt werden, um Risiken zu minimieren und die Grundlage für ein erfolgreiches Investment zu legen.

Sourcing: Mehr als öffentliche Inserate

Die Suche nach dem richtigen Objekt ist der erste und einer der wichtigsten Schritte. Erfolgreiche Investoren verlassen sich selten nur auf eine Quelle.

  • On-Market: Öffentliche Immobilienplattformen wie willhaben.at, immobilienscout24.at oder Metasuchmaschinen wie immmo.at sind unverzichtbar. Sie bieten einen umfassenden Marktüberblick, ermöglichen Preisvergleiche und dienen als Benchmark für die Bewertung potenzieller Objekte. Sie sind der ideale Ausgangspunkt für die Recherche, doch die wirklich lukrativen Deals finden sich hier nur selten.
  • Off-Market: Der Zugang zu Objekten, die nicht öffentlich angeboten werden, stellt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar. Diese Transaktionen sind diskreter, weniger umkämpft und bieten oft eine bessere Verhandlungsposition. Der Schlüssel hierzu ist der Aufbau eines robusten Netzwerks aus spezialisierten Vermögensverwaltern, Anwälten und anderen Brancheninsidern.
  • Zwangsversteigerungen: Diese bieten die Möglichkeit, Immobilien potenziell deutlich unter ihrem Verkehrswert zu erwerben, da das Mindestgebot oft bei 50 % des Schätzwertes liegt. Dieser Weg ist jedoch mit erheblichen Risiken behaftet. Es gilt der Grundsatz „gekauft wie gesehen“, also ein vollständiger Gewährleistungsausschluss. Die Möglichkeiten zur eingehenden Prüfung (Due Diligence) sind stark eingeschränkt, und es besteht das Risiko, dass der Vorbesitzer die Immobilie nicht freiwillig räumt. Eine gründliche Vorab-Recherche der verfügbaren Dokumente und die Teilnahme an mehreren Versteigerungen als Beobachter sind unerlässlich, um ein Gefühl für den Prozess zu bekommen.
  • Under-the-Radar-Regionen: Eine systematische Analyse von aufstrebenden Regionen kann sich auszahlen. Dazu zählen Kleinstädte entlang wichtiger Pendlerachsen (z.B. im Burgenland oder Niederösterreich) oder Stadtteile, in denen zukünftige Infrastrukturprojekte wie ein U-Bahn-Ausbau geplant sind. An solchen Standorten lässt sich oft noch unentdecktes Potenzial zu attraktiven Einstiegspreisen finden, bevor der breite Markt darauf aufmerksam wird.

Lageanalyse: Makro- und Mikrolage

Die Qualität der Lage ist der beständigste Werttreiber einer Immobilie. Die Analyse muss dabei auf zwei Ebenen erfolgen.

  • Makrolage: Dies betrifft die übergeordnete Region, die Stadt oder den Bezirk. Entscheidende Kriterien für das langfristige Wertsteigerungspotenzial sind die Entwicklung der regionalen Kaufkraft, die Arbeitsmarktdaten (Arbeitslosenquote), demografische Trends wie Zu- und Abwanderung sowie geplante öffentliche oder private Großprojekte.
  • Mikrolage: Hier wird die unmittelbare Umgebung der Immobilie bewertet. Eine detaillierte Checkliste sollte sowohl harte (objektiv messbare) als auch weiche (subjektive) Faktoren umfassen:
    Harte Faktoren: Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Erreichbarkeit von Nahversorgern, Schulen, Kindergärten und Ärzten, sowie die Parkplatzsituation.
    Weiche Faktoren: Die soziale Qualität des Viertels (das „Grätzl“), potenzielle Lärm- und Geruchsbelästigungen durch Verkehr oder Gewerbe, die Verfügbarkeit von Grün- und Erholungsflächen sowie das allgemeine Image und die zukünftige Entwicklungsperspektive der Nachbarschaft.

Due Diligence: Das Schild des Investors

Die Due Diligence, die Prüfung mit „gebührender Sorgfalt“, ist die kritischste Phase zur Absicherung des Investments. Sie muss systematisch, detailliert und unnachgiebig durchgeführt werden, um alle potenziellen Risiken aufzudecken. Eine umfassende Prüfung gliedert sich in drei Kernbereiche:

Kategorie
Prüfpunkt
Dokumente/Maßnahmen
Rechtliche DD
Eigentumsverhältnisse, Lasten, Dienstbarkeiten
Aktueller und vollständiger Grundbuchauszug
 
Analyse der Mietverträge (Befristungen, Mietzinshöhe, Indexierung, MRG-Anwendbarkeit)
Vollständige Sammlung aller Mietverträge inkl. aller Zusatzvereinbarungen
 
Baurechtlicher Status, Genehmigungen, Auflagen
Einsicht in den Bauakt bei der zuständigen Baubehörde (MA 37 in Wien), Prüfung der Baubewilligungen
Technische DD
Zustand der Bausubstanz (Dach, Fassade, Keller, Fenster, Steigleitungen)
Begehung mit einem unabhängigen Bausachverständigen und Erstellung eines Gutachtens
 
Technischer Zustand der Haustechnik (Heizung, Elektro, Sanitär)
Prüfung der Wartungsprotokolle, Befunde (z.B. E-Befund)
 
Identifizierung von Investitionsbedarf und Sanierungsstau
Einholung von Kostenvoranschlägen für notwendige Arbeiten
 
Prüfung auf Ausbaupotenzial (z.B. Dachgeschoss)
Machbarkeitsstudie durch einen Architekten, Prüfung der baurechtlichen Möglichkeiten
Finanzielle DD
Prüfung der tatsächlichen Mieterträge und Betriebskosten
Analyse der Kontoauszüge, Mieteingangslisten und Betriebskostenabrechnungen der letzten Jahre
 
Analyse der Mietzinsreserven (Potenzial für legale Mietanpassungen)
Abgleich der Ist-Mieten mit den rechtlich zulässigen Höchstmieten (z.B. Richtwertmietzins)
 
Status der Instandhaltungsrücklage
Prüfung der Höhe der Rücklage und der Protokolle der Eigentümerversammlungen

Kaufvertrag: Sicherheitsnetz und Hebel

Ein Standardvertrag von der Stange ist für ein Investment dieser Größenordnung unzureichend. Die Ausarbeitung eines maßgeschneiderten Kaufvertrags durch einen auf Immobilienrecht spezialisierten Rechtsanwalt oder Notar ist eine essenzielle Investition in die Sicherheit des Geschäfts. Aus Käufersicht sind folgende Klauseln und Schutzmechanismen unverzichtbar:

  • Exakte Leistungsbeschreibung: Der Kaufgegenstand muss präzise definiert werden, einschließlich aller mitverkauften Bestandteile. Eine explizite Auflistung aller dem Verkäufer bekannten Mängel und Schäden schützt vor späteren Streitigkeiten.
  • Klare Regelungen zu Nutzen- und Lastenübergang: Es muss ein exakter Stichtag definiert werden, ab dem der Käufer die Mieteinnahmen erhält, aber auch für alle Kosten wie Betriebskosten und öffentliche Abgaben aufkommen muss.
  • Übergabe aller Mietkautionen: Der Vertrag muss den Verkäufer verpflichten, sämtliche von den Mietern geleisteten Kautionen treuhänderisch an den Käufer zu übergeben.
  • Detaillierte Gewährleistungen: Statt der pauschalen Floskel „gekauft wie besichtigt“ sollten spezifische Eigenschaften der Liegenschaft zugesichert werden (z.B. die Funktionsfähigkeit der Heizanlage oder die Dichtheit des Daches). Während ein genereller Gewährleistungsausschluss bei Privatverkäufen üblich ist, schließt dieser arglistig verschwiegene Mängel nicht aus.
  • Beschränkung des Verkäufer-Handlungsspielraums: Der Vertrag sollte dem Verkäufer untersagen, zwischen Vertragsabschluss und der tatsächlichen Übergabe wesentliche Änderungen am Objekt vorzunehmen, neue Mietverträge abzuschließen oder bestehende zu verändern.

Finanz-Architektur: Kapital, Kosten, Rendite

Eine solide und konservativ geplante Finanzierung ist das Fundament eines jeden nachhaltigen Immobilieninvestments. Sie muss nicht nur den Kaufpreis abdecken, sondern auch alle Nebenkosten und eine Reserve für unvorhergesehene Ausgaben berücksichtigen.

Finanzierung in Österreich

Die Wahl der richtigen Finanzierungsform hängt maßgeblich von der gewählten Anlagestrategie ab.

Darlehensarten:

Annuitätendarlehen: Dies ist die Standardfinanzierung für Buy-and-Hold-Investoren. Die monatliche Rate bleibt über die vereinbarte Zinsbindungsfrist konstant und setzt sich aus einem sinkenden Zins- und einem steigenden Tilgungsanteil zusammen. Dies bietet maximale Planbarkeit und Sicherheit.41

Endfälliges Darlehen: Bei dieser Variante werden während der Laufzeit nur die Zinsen bezahlt; die gesamte Kreditsumme wird am Ende in einem Betrag fällig. Diese Form eignet sich für kurzfristige Strategien wie „Fix-and-Flip“, bei denen die Tilgung aus dem Verkaufserlös geplant ist. Sie birgt ein höheres Risiko und erfordert eine absolut sichere Tilgungsquelle am Laufzeitende.

Regulatorik (KIM-VO)

Die von der Finanzmarktaufsicht (FMA) erlassene Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO) setzt strenge Leitplanken für die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten in Österreich. Diese Regeln fungieren als Marktstabilisator, stellen aber auch eine hohe Eintrittshürde dar.44 Die zentralen Kriterien sind:

  • Eigenkapital: Es müssen mindestens 20 % des Kaufpreises als Eigenmittel eingebracht werden. Da die Nebenkosten ebenfalls aus Eigenmitteln zu bestreiten sind, liegt der tatsächliche Eigenkapitalbedarf eher bei 30-35 % der Gesamtkosten.
  • Schuldendienstquote (DTI): Die monatliche Kreditrate darf 40 % des verfügbaren Netto-Haushaltseinkommens nicht überschreiten.
  • Laufzeit: Die maximale Kreditlaufzeit ist auf 35 Jahre begrenzt.

Zinsumfeld: Für das Jahr 2025 wird nach einer Phase höherer Zinsen eine Stabilisierung erwartet.46 Für langfristig orientierte Buy-and-Hold-Investoren ist der Abschluss einer langfristigen Fixzinsbindung (z.B. 15, 20 oder 25 Jahre) zur Absicherung gegen zukünftige Zinsschwankungen dringend zu empfehlen. Die aktuellen Konditionen für solche Fixzinsdarlehen bewegen sich im Bereich von 3,25 % bis 3,50 %.

Kaufnebenkosten

Die Kaufnebenkosten sind ein erheblicher Kostenblock, der oft unterschätzt wird. Sie müssen vollständig aus Eigenmitteln finanziert werden und belaufen sich in Summe auf rund 11 % des Kaufpreises.

Kostenpunkt
Basis
Betrag (bei 2 Mio. € Kaufpreis)
Grunderwerbsteuer
3,5 % des Kaufpreises
70.000 €
Grundbucheintragungsgebühr
1,1 % des Kaufpreises
22.000 €
Maklerprovision
3 % des Kaufpreises + 20 % USt
72.000 €
Vertragserstellung (Anwalt/Notar)
ca. 1,5 % des Kaufpreises + 20 % USt
36.000 €
Pfandrechteintragung (bei Finanzierung)
1,2 % der Hypothek (z.B. 1,6 Mio. €)
19.200 €
Sonstige Gebühren & Barauslagen
Pauschal
ca. 800 €
Summe der Nebenkosten
~ 11 % des Kaufpreises
~ 220.000 €

Der Gesamtkapitalbedarf für den Erwerb eines Zinshauses um 2 Mio. € beträgt somit: 400.000 € Eigenmittel (20 % des Kaufpreises) + 220.000 € Nebenkosten = 620.000 €.

4. Regulatorisches Umfeld

Das regulatorische Umfeld in Österreich ist komplex und hat einen direkten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit und die strategische Ausrichtung eines Immobilieninvestments. Eine genaue Kenntnis der gesetzlichen Rahmenbedingungen ist daher unerlässlich.

4.1 Mietrechtsgesetz (MRG) – Die drei Anwendungsbereiche

Das Mietrechtsgesetz (MRG) ist das zentrale Regelwerk für die Vermietung von Wohnungen und Geschäftsräumlichkeiten. Seine Anwendbarkeit variiert je nach Art und Alter des Gebäudes und hat weitreichende Konsequenzen für Mietzinsbildung, Kündigungsschutz und die Rechte und Pflichten von Mietern und Vermietern.

Anwendungsbereich
Typische Objekte
Mietzinsbildung
Kündigungsschutz
Vollanwendung
Altbauten (Baubewilligung vor 01.07.1953), geförderter Neubau (WGG-Wohnungen)
Stark reguliert: Richtwertmietzins (+/- Zu- und Abschläge) oder Kategoriemietzins. Keine freie Preisbildung.
Sehr stark: Kündigung durch den Vermieter nur bei gesetzlich definierten, wichtigen Gründen möglich.
Teilanwendung
Freifinanzierter Neubau (Baubewilligung nach 30.06.1953), Dachgeschossausbauten (nach 31.12.2001)
Mietzinshöhe frei vereinbar: Der Mietzins unterliegt dem Markt, ist aber durch Wucher- und Sittenwidrigkeitsgrenzen des ABGB beschränkt.
Stark: Die Kündigungsschutzbestimmungen des MRG gelten weiterhin, was dem Mieter eine hohe Sicherheit bietet.
Vollausnahme (ABGB)
Ein- und Zweifamilienhäuser, Ferienwohnungen, Geschäftsräume mit Befristung unter 6 Monaten
Vollständige Vertragsfreiheit: Mietzins und Vertragsbedingungen können frei zwischen den Parteien vereinbart werden.
Kein MRG-Schutz: Die Kündigungsmodalitäten richten sich ausschließlich nach der vertraglichen Vereinbarung und den Bestimmungen des ABGB.

4.2 Steuern – Ein Überblick für Investoren

Die steuerliche Behandlung von Immobilieninvestments ist ein entscheidender Faktor für die Nettorendite. Die wichtigsten Steuerarten im Überblick:

Grunderwerbsteuer (GrESt): Beim direkten Kauf einer Immobilie (Asset Deal) beträgt die Grunderwerbsteuer pauschal 3,5 % des Kaufpreises. Eine wesentliche Änderung tritt ab 1. Juli 2025 in Kraft: Die Steuerpflicht wird auf sogenannte Share Deals ausgeweitet. Dann fällt auch beim Erwerb von mindestens 75 % der Anteile an einer grundbesitzenden Gesellschaft eine Grunderwerbsteuer von 3,5 % auf den Verkehrswert der Immobilie an. Damit wird eine bisherige steuerliche Gestaltungsmöglichkeit geschlossen.

Einkommensteuer (ESt): Die Netto-Mieteinnahmen (Einnahmen abzüglich Werbungskosten) unterliegen dem progressiven Einkommensteuertarif, der bis zu 55 % betragen kann. Die wichtigsten absetzbaren Werbungskosten für Investoren sind:

  • Absetzung für Abnutzung (AfA): Der Gesetzgeber erlaubt, pauschal 1,5 % der Anschaffungs- und Herstellungskosten des Gebäudes (ohne Grundanteil) jährlich als fiktiven Wertverlust steuermindernd geltend zu machen.
  • Zinsen: Die Zinsen für die Finanzierung der Immobilie sind vollständig absetzbar.
  • Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten: Aufwendungen zur Erhaltung des Objekts können ebenfalls abgesetzt werden.

Umsatzsteuer (USt): Die Vermietung zu Wohnzwecken unterliegt dem ermäßigten Umsatzsteuersatz von 10 %. Grundsätzlich ist die Vermietung eine umsatzsteuerpflichtige Leistung. Unter bestimmten Umständen, insbesondere bei der Vermietung an Unternehmer, die selbst zum Vorsteuerabzug berechtigt sind, kann der Vermieter zur Umsatzsteuerpflicht optieren. Dies ermöglicht ihm, die bei Errichtung oder Sanierung bezahlte Vorsteuer vom Finanzamt zurückzufordern.

Immobilienertragsteuer (ImmoESt): Bei einem späteren Verkauf der Immobilie wird der Veräußerungsgewinn mit einem Sondersteuersatz von 30 % besteuert. Die Berechnung des Gewinns hängt vom ursprünglichen Anschaffungsdatum ab:

  • „Altvermögen“ (Anschaffung vor dem 31.03.2002): Die Steuer wird pauschal berechnet und beträgt effektiv 4,2 % des Verkaufspreises.
  • „Neuvermögen“ (Anschaffung nach dem 31.03.2002): Die Steuer beträgt 30 % auf den tatsächlichen Gewinn. Dieser errechnet sich aus dem Verkaufspreis abzüglich der ursprünglichen Anschaffungskosten, wobei bereits geltend gemachte Abschreibungen (AfA) dem Gewinn hinzugerechnet werden.

Management und Wertsteigerung

Nach dem erfolgreichen Erwerb beginnt die Phase des aktiven Managements. Ziel ist es, die laufenden Erträge zu sichern und das Potenzial der Immobilie zur Wertsteigerung voll auszuschöpfen. Dies erfordert strategische Entscheidungen in der Verwaltung und gezielte Investitionen in das Objekt.

Self-Management vs. Fremdverwaltung

Eine der ersten und wichtigsten Entscheidungen betrifft die Art der Verwaltung. Beide Modelle haben spezifische Vor- und Nachteile, die gegen die persönlichen Ziele und Ressourcen abgewogen werden müssen.62

Aspekt
Eigenverwaltung
Fremdverwaltung
Kosten
Keine direkten Verwaltungsgebühren, aber hohe Opportunitätskosten durch eigenen Zeitaufwand.
Honorar von ca. 3,50 € bis 4,50 € pro m² und Jahr (bei Zinshäusern in Wien ca. 4,23 €/m²/Jahr).
Kontrolle
Vollständige und direkte Kontrolle über alle Aspekte des Objekts und direkter Kontakt zu den Mietern.
Operative Aufgaben werden delegiert, die strategische Steuerung und finale Entscheidungen verbleiben beim Eigentümer.
Aufwand
Sehr hoch; erfordert Zeit für Mieterkommunikation, Buchhaltung, Beauftragung von Handwerkern und rechtliche Agenden.
Gering; die Verwaltung agiert als professioneller Puffer und übernimmt die zeitintensiven Routineaufgaben.
Risiken
Hohes Risiko für rechtliche und technische Fehler aufgrund mangelnder Expertise (z.B. bei Betriebskostenabrechnung, Mietvertragsklauseln).
Risiken sind vertraglich abgesichert; die Verwaltung verfügt über Expertise und oft über eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung.

Die Rolle des Investors als Stratege

Auch wenn die operative Verwaltung an einen externen Dienstleister ausgelagert wird, wandelt sich die Rolle des Investors vom „Operator“ zum „Strategen“. Die Kernaufgaben verlagern sich auf die übergeordnete Steuerung und die Entscheidungsfindung bei wesentlichen Weichenstellungen. Dazu gehören die Definition der langfristigen Vermietungs- und Entwicklungsstrategie, die Festlegung und Freigabe von Jahresbudgets für Instandhaltung und Investitionen sowie das Monitoring der Performance anhand der von der Verwaltung gelieferten Reports. Die Teilnahme an Eigentümerversammlungen (bei Wohnungseigentum) und die finale Entscheidung über Großprojekte wie den Einbau eines Lifts, eine Fassadensanierung oder den Dachgeschossausbau bleiben zentrale Aufgaben des Eigentümers.

Wertsteigerungspotenziale gezielt heben

Aktive Wertsteigerung ist der Schlüssel zur Maximierung der Rendite. Folgende Maßnahmen haben sich in der Praxis als besonders wirksam erwiesen:

  • Sanierungen mit hohem ROI: Die Modernisierung von Bädern, der Anbau von Balkonen oder die Schaffung von offenen, modernen Grundrissen durch das Entfernen nichttragender Wände erhöhen die Attraktivität und den Mietwert einer Wohnung signifikant. Diese Maßnahmen sprechen moderne Wohnbedürfnisse direkt an und rechtfertigen höhere Mieten.
  • Energetische Maßnahmen: Angesichts steigender Energiekosten und sich verschärfender gesetzlicher Vorgaben ist die energetische Sanierung nicht mehr nur eine Option zur Wertsteigerung, sondern eine Notwendigkeit zur Wertsicherung. Maßnahmen wie die Dämmung der Fassade und des Daches, der Austausch alter Fenster und der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme (z.B. Wärmepumpe, Fernwärme) reduzieren die Betriebskosten, erhöhen den Wohnkomfort und machen die Immobilie zukunftssicher.
  • Dachgeschossausbau: Dies stellt insbesondere in Wiener Gründerzeithäusern eines der größten Wertsteigerungspotenziale dar. Durch den Ausbau können neue, hochwertige Wohneinheiten geschaffen werden. Da diese nach dem 31. Dezember 2001 errichtet werden, fallen sie in den Teilanwendungsbereich des MRG. Dies bedeutet, dass der Mietzins frei vereinbart werden kann, was die Gesamtertragskraft des Hauses erheblich steigert.

Risikomanagement

Ein professionelles Immobilieninvestment erfordert ein proaktives Risikomanagement, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und abzufedern.

  • Mietausfall- und Konzentrationsrisiko: Dieses Risiko wird durch eine sorgfältige Bonitätsprüfung potenzieller Mieter, den Abschluss von Mietausfallversicherungen und die natürliche Diversifikation durch mehrere Mieteinheiten innerhalb eines Zinshauses minimiert.
  • Zinsrisiko: Die Gefahr steigender Zinsen bei variabel finanzierten Krediten kann die gesamte Kalkulation gefährden. Die effektivste Absicherung ist der Abschluss von langfristigen Fixzinsbindungen, die Planungssicherheit über viele Jahre schaffen.
  • Politische Risiken: Änderungen in der Gesetzgebung, beispielsweise Verschärfungen im Mietrecht oder im Steuerrecht, können die Rahmenbedingungen für Investoren verändern. Eine kontinuierliche Beobachtung der politischen Diskussionen und die Bildung ausreichender finanzieller Rücklagen sind hier entscheidend.
  • Vermeidung von Liebhaberei: Das Finanzamt kann eine Vermietungstätigkeit, die über einen langen Zeitraum Verluste schreibt, als „Liebhaberei“ einstufen. Dies hätte zur Folge, dass die Verluste steuerlich nicht mehr anerkannt werden. Um dies zu vermeiden, muss die Gewinnerzielungsabsicht nachgewiesen werden. Dies geschieht durch eine plausible Prognoserechnung, die über einen gesetzlich definierten Zeitraum (bei der „kleinen Vermietung“ z.B. 25 Jahre) einen Gesamtüberschuss der Einnahmen über die Werbungskosten darlegt. Ein solider Businessplan ist daher nicht nur für die Bank, sondern auch für das Finanzamt essenziell.

Seitenspalte

Das Magazin für Selbstständige

Erfolgreich in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Küchenstudio

Der Weg zum Immobilien-Investor in Österreich

NIS-2-Richtlinie in Österreich: Stärkung der Cybersicherheit

Handwerkerbonus in Österreich: Umfangreiche Förderung für private Handwerksleistungen

Kostenersatz für Internatsunterbringung von Lehrlingen

Sachbezug für Dienstwohnungen in Österreich – Änderungen 2025

Kleinunternehmerpauschalierung in Österreich 2025

Reisekosten (Kilometergeld & Diäten) in Österreich – Änderungen 2025

Betriebsausgaben bei der Gewinnermittlung – Ein Leitfaden für Unternehmer in Österreich

Die Zukunft des E-Commerce: Trends und Entwicklungen in Österreich

Nachhaltigkeit im Unternehmen

Ladeinfrastruktur für Unternehmen in Österreich

CO2-Preise in Österreich – Zertifikate & Handel

Corporate Social Responsibility (CSR) – Definition und Beispiele in Österreich

Ein Tresor im Büro – Typen und Kosten

Die größten Risiken für Selbstständige – und was gegen sie hilft

Patente und Marken in Österreich anmelden

Agile Methoden in österreichischen Unternehmen: Ein Leitfaden für Einsteiger

Die Bedeutung von Corporate Social Responsibility (CSR) für KMUs

Die Rolle von Start-up-Inkubatoren in Österreichs Unternehmenslandschaft

Lithium-Ionen-Akku: Kapazität messen & richtig laden

Vom Digitalen ins Analoge – Die Macht physischer Werbematerialien in der Online-Ära

Weiterbildung für Selbstständige: Wie das Erweitern der unternehmerischen Kompetenzen funktionieren kann

Digitalsteuer in Österreich

Versicherungen für Startups

Selbstständigkeit in der Baubranche – Markttrends und Recherchetipps

Geld verdienen mit CBD — eine Marktchance in Österreich?

Aufmerksamkeiten für Mitarbeiter – Steuerfreie Zuwendungen

Die Baubranche in Wien – Ausschreibungen

Krypto Roboter – das sollten Sie wissen

Bitcoin für Unternehmen in Österreich

Aktiengewinne versteuern in Österreich

Ein Baukredit für Selbstständige

Online Fortbildungen – Darauf sollten Sie achten

Eine Rolex als Wertanlage – welches Modell lohnt sich?

Jahressechstel in Österreich

Sonderausgaben in Österreich

Welche Angaben muss eine Rechnung enthalten – Tipps für Selbstständige

Das Sabbatical: Auszeit von der Arbeit – für einen schwungvollen Neustart

McDonald’s Österreich sucht FranchisenehmerInnen

Gründerservice | Impressum | Datenschutzerklärung
Diese Webseite benutzt Cookies. Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.AkzeptierenDatenschutzerklärung